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EMPIRISCHE THEORIE, NACHHALTIGKEIT und POLITIK als HINTERGRUND für die OKSIMO-SW

(Start: 11.Juli 2024, Letzte Änderung: 24.Juli 2024)

Autor: Gerd Doeben-Henisch

Email: kontakt@gdh-oksimo.org

KONTEXT

Dieser Text gehört zum Thema KONZEPT des Blogs sw-de.oksimo.org.

Wofür die oksimo SW geschaffen wurde

Zusammenfassung

Die oksimo Software zielt darauf ab, Menschen beim Planen von Zielen in ihrem Alltag zu unterstützen. Das Finden und Aufstellen von Zielen selbst das leistet nicht die Software, sondern dies müssen die beteiligten Menschen selbst leisten. Wenn es aber darum geht, zusammen mit anderen den Weg zum Ziel heraus zu arbeiten und und die möglichen Verläufe zu überprüfen, dabei kann die Software helfen, indem sie z.B. jederzeit eine Bewertung abgeben kann, wie weit das gesteckte Ziel schon erreicht wurde. Für die Klärung der verschiedenen Wege zum Ziel setzt die oksimo Software voraus, dass die beteiligten Menschen gemeinsam eine nachhaltige empirische Theorie in Form eines Textes erarbeiten, wobei eine Alltagssprache benutzt werden kann. Die ‚Verbindung‘ zwischen der erfahrbaren realen Welt mit ihren Eigenschaften und dem Text der Theorie wird hergestellt durch die gemeinsam gelernte ‚Bedeutungsbeziehung‘ aller Autoren: die Ausdrücke des Textes entsprechen dann bestimmten Sachverhalten in der realen Welt. Ändert sich die Welt, dann müssen sich entsprechend die Ausdrücke der Theorie ändern. Dies ist möglich, weil zwischen der ‚Beschreibung der aktuellen Situation‘ und einer Menge von ‚Veränderungsregeln‘ unterschieden wird. Aus Sicht der modernen Logik repräsentieren die Veränderungsregeln ‚Folgerungsregeln‘, mit deren Hilfe man im Rahmen eines ‚Folgerungsbegriffs‘ jene ‚Veränderungen im Text‘ ableiten kann, die ‚Veränderungen in der realen Welt‘ widerspiegeln. Diese Ableitungen könnte man auch ganz ohne Software als Mensch vornehmen, wenn aber die Theorie immer umfangreicher wird dann kommt das manuelle Verfahren an seine Grenzen. Man kann die oksimo Software daher als Editor und Simulator für nachhaltige Theorien benutzen. Da die Nutzung der Software vollständig transparent ist, und jeder Nutzer jederzeit den aktuellen Text abändern kann, besteht prinzipiell die Möglichkeit, zu diesen Theorien – auch wenn sie mit Unterstützung der oksimo Software erstellt wurden – ein ‚Vertrauen‘ in ihre Qualität aufzubauen.

MENSCHEN IM ALLTAG UNTERSTÜTZEN

In der Welt der Software kann man Software danach unterscheiden, ob sie geschaffen wurde, um direkt eine Maschine — meist Computer genannt — zu programmieren, oder ob sie geschaffen wurde, Tätigkeiten von Menschen im Alltag zu unterstützen. Bekannte Beispiele für die letztere Art von Software sind z.B. Textprogramme, Kalkulationsprogramme, Programme zur Musikerzeugung, Videoschnittprogramme und Ähnliches.

ZIELE ERREICHEN

Bei der oksimo Software handelt es sich auch um ein Programm, das Menschen im Alltag unterstützen soll. Gedacht ist hier an Gruppen von Menschen, die mit Blick auf erstrebenswerte Ziele in der Zukunft versuchen, gemeinsam einen Prozesse zu beschreiben, mit dem sie aus der Gegenwart heraus über Zwischenstationen zu den gewünschten Zielzuständen kommen können.

Wie eine Gruppe von Menschen (Bürger, Gemeindevertreter, ein Verein, eine Behörde, …) überhaupt zu Zielvorstellungen findet, auf die man sich einigt, das ist kein direkter Beitrag der oksimo SW. Ihr Einsatz setzt vielmehr voraus, dass man sich schon auf mindestens ein Ziel geeinigt hat. Allerdings kann die oksimo SW indirekt helfen, die ‚Qualität‘ eines Zieles oder eines ganzen ‚Bündels von Zielen‘ besser abzuschätzen, weil die Ausarbeitung des Weges zu einem Ziel (die ‚Prozessbeschreibung‘) sehr viele Fragen aufwerfen kann, deren Beantwortung dann zu Zweifeln führt, ob das ursprüngliche Ziel wirklich Sinn macht oder umgekehrt kann die Ausarbeitung des Weges auch die Überzeugung stärken, dass man ‚auf dem richtigen Weg‘ ist.

FORM EINER THEORIE MIT ZIELEN

Diese Klärung von Zielen auch mit Blick auf die notwendigen Schritte gehört zur ‚Umgebung‘ der oksimo Software, zur ‚Anwendungssituation‘, innerhalb deren Texte entstehen können, die letztlich die Form einer ‚empirischen Theorie (ET)‘ repräsentieren, die, falls sie auch mit mindestens einem Ziel verknüpft ist, inhaltlich dem entsprechen, was man heute auch eine ’nachhaltige empirische Theorie (NET)‘ nennen kann.

Ziel einer empirischen Theorie ist es, aufgrund von Erfahrungen aus der Vergangenheit für eine Gegenwart Voraussagen zu ermöglichen, welche Veränderungen der Gegenwart möglich sind und wie dann eine veränderte Gegenwart in der Zukunft aussehen kann.

Während eine empirische Theorie ‚für sich‘ nur beschreibt, welche ‚Veränderungen‘ bei einer ‚gegebenen Situation‘ auftreten können, ermöglicht die Verbindung mit einem ‚Ziel‘ darüber hinaus eine ‚Bewertung‘ des Prozesses: wendet man auf eine gegebene Situation immer wieder all jene Veränderungen an, die möglich sind, dann entsteht eine Folge von Situationen, und mit Blick auf ein ‚Ziel‘ kann man dann bewerten, ob diese Folge von Situationen sich dem Ziel ’nähert‘ oder eher nicht. Eine solche Bewertung ist natürlich nur möglich, wenn es zwischen der Beschreibung eines Zieles und der Beschreibung einer gegebenen Situation hinreichende Ähnlichkeiten gibt.

Beispiel: Wenn die Beschreibung einer gegebenen Situation lauten würde „Die Ampel ist rot“ und die Beschreibung des Zieles würde lauten „Die Ampel ist grün“ und sämtlich stattfindenden Veränderungen würden den Zustand „Die Ampel ist rot“ nicht ändern, dann bliebe das Ziel unerreichbar, es sei denn, irgend etwas könnte passieren, dass die Ampel von rot auf grün wechselt.

THEORIE ENTWICKELN

Will eine Gruppe von Menschen gemeinsam eine Theorie entwickeln und anwenden, dann muss diese Gruppe von Menschen in etwa folgende Anforderungen erfüllen: die Mitglieder der Gruppe

(i) müssen mindestens eine gemeinsame Sprache beherrschen, mit der sich alle verständigen können;

(ii) müssen sich auf mindestens ein Ziel einigen können, das sie gemeinsam erreichen wollen;

(iii) müssen sich auf eine Ausgangslage festlegen können (von der aus das Ziel erreicht werden soll), und

(iv) sie müssen sich sich auf eine Menge von Veränderungen einigen können, die sie alle als möglich und realistisch ansehen, so dass eine gegebene Situation damit so ‚verändert‘ werden kann, dass durch diese Veränderung eine ’neue‘ Situation entsteht. Es wird zudem von allen angenommen, dass sich die Menge der vereinbarten Veränderungen sowohl auf die Ausgangslage bezieht als auch auf mögliche Folge-Situationen, die sich aus der Anwendung von Veränderungsregeln ergeben.

Beispiel: Die Entwicklung einer Theorie am Beispiel eines Brettspiels, z.B. ‚Mensch ärgere dich nicht‘: Eine Gruppe von Menschen sind die Autoren, die sich auf ein Spielbrett mit verschiedenen Figuren und Würfeln als Ausgangslage einigen. Das Ziel ist das Erreichen von ganz bestimmten Spielfeldern. Die Spielregeln beschreiben die möglichen Veränderungen. Die geordnete Anwendung der Spielregeln führt dann zu einer Abfolge von Spielsituationen, an deren Ende normalerweise ein Spieler als erster alle ausgezeichneten Felder so besetzt, dass gilt: er hat das Ziel erreicht.

THEORIE UND SPRACHE

Im Normalfall umfasst eine Gruppe von Autoren für die Entwicklung einer Theorie mehr als ein Mitglied und es gibt mindestens eine Sprache, die alle verstehen (z.B. Deutsch oder Englisch). Eine Sprache ist notwendig, damit die Anforderungen (i) bis (iv) auf eine Weise repräsentiert werden können, durch die alle beteiligten Autoren über einen gemeinsamen Bezugspunkt verfügen.

Beispiel einer Alltagssituation: Ein Vater mit zwei Kindern steht am Rand einer Straße und beobachtet, wie ein Auto vor einer roten Ampel hält. Wenn jetzt ein Kind fragt, warum das Auto nicht fährt, könnte er sagen: „Die Ampel ist rot“ (ein Sachverhalt, den man mit eigenen Augen beobachten kann). Wenn das Kind dann fragt, wann das Auto weiter fährt, dann könnte er sagen, dass das Auto weiter fährt wenn gilt „Die Ampel ist grün“. Die Kinder können beobachten, wie die Ampel grün wird und das Auto tatsächlich weiter fährt. Wenn der Vater mit seinen beiden Kindern noch einen Moment stehen bleibt, dann können die Kinder sehen, wie die Ampel wieder auf den Zustand rot wechselt. Für den ganzen Vorgang könnten die Kinder jetzt folgende Beschreibung im Format einer empirischen Theorie aufstellen:

BEISPIEL THEORIE 1

  1. AUSGANGSLAGE 1: „Die Ampel ist rot“
  2. VERÄNDERUNG 1: Wenn gilt „Die Ampel ist rot“, dann gilt etwas später „Die Ampel ist grün“.

ANWENDUNG VON THEORIE 1

Wenn Menschen in einer Situation sind, in der eine Ampel rot ist und sie können den Text der Theorie lesen, dann könnten sie mit Hilfe der Theorie die ‚Prognose ableiten/ generieren‘, dass die Ampel grün wird. Verharren sie lang genug in der Situation mit der roten Ampel, werden sie beobachten können, dass die Ampel ‚grün‘ wird.

BEISPIEL THEORIE 2

  1. AUSGANGSLAGE 2: „Die Ampel ist grün“
  2. VERÄNDERUNG 2: Wenn gilt „Die Ampel ist grün“, dann gilt etwas später „Die Ampel ist rot“.

ANWENDUNG VON THEORIE 2

Wenn Menschen in einer Situation sind, in der eine Ampel grün ist und sie können den Text der Theorie lesen, dann könnten sie mit Hilfe der Theorie die ‚Prognose ableiten/ generieren‘, dass die Ampel rot wird. Verharren sie lang genug in der Situation mit der grünen Ampel, werden sie beobachten können, dass die Ampel ‚rot‘ wird.

Man kann beide Theorien vereinigen zu:

THEORIE 1 & 2

  1. AUSGANGSLAGE 1: „Die Ampel ist rot“ oder „“Die Ampel ist grün“
  2. VERÄNDERUNG 1: Wenn gilt „Die Ampel ist rot“, dann gilt etwas später „Die Ampel ist grün“.
  3. VERÄNDERUNG 2: Wenn gilt „Die Ampel ist grün“, dann gilt etwas später „Die Ampel ist rot“.

Würde man eine Anwendung von Theorie 1-mit-2 protokollieren, dann könnte sich folgendes Protokoll ergeben:

  1. Gegebene Situation: Die Ampel ist rot
  2. Regelanwendung mit Veränderung 1: Die Ampel ist grün
  3. Regelanwendung mit Veränderung 2: Die Ampel ist rot

Oder mit anderer Ausgangslage:

  1. Gegebene Situation: Die Ampel ist grün
  2. Regelanwendung mit Veränderung 2: Die Ampel ist rot
  3. Regelanwendung mit Veränderung 1: Die Ampel ist grün

Man kann dieses Protokoll technisch erklären mittels der Operation einer Textersetzung:

  1. Die Ampel ist rot (wird ersetzt durch)
  2. Die Ampel ist grün (wird ersetzt durch)
  3. Die Ampel ist rot

Dies verdeutlicht, dass es sich beim Erstellen und Anwenden von Theorien um einen dualen Prozess handelt: In der erfahrbaren realen Welt finden sich beobachtbare Zustände mit Eigenschaften (die Ampel), die wir mittels der gemeinschaftlich erlernten Bedeutungsfunktion in entsprechende sprachlich Ausdrücke übersetzen können, die zusammen einen Text ergeben (die Theorie). Soll dieser Text die beobachtbare Realität angemessen wiedergeben, dann müssen die Veränderungen in der beobachtbaren realen Welt sich in den per Bedeutungsfunktion zugehörigen Texten durch entsprechende Änderungen der sprachlichen Ausdrücke widerspiegeln. Unter Voraussetzung einer funktionierenden Bedeutungsfunktion kann man dann Texte im Rahmen einer empirischen Theorie als überprüfbare Repräsentationen der empirischen Verhältnisse ansehen und sie als solche benutzen.

Wie man aus den Beispielen zudem ersehen kann, müssen bei der Anwendung einer empirischen Theorie die Anwender der Theorie feststellen, ob etwas ‚gilt‘ oder ’nicht gilt‘. Die ‚Texte alleine‘ (wie im Fall einer generativen KI wie chatGPT) können dies nicht. Solange die Ampelanlage ‚in Betrieb ist‘, wird man den Wechsel von rot zu grün und umgekehrt beobachten können. Fällt die Ampelanlage aus, dann lassen sich die Regeln nicht anwenden.

VEREINFACHUNG VON SPRACHE DURCH ABKÜRZUNGEN & NUTZUNG EINER SOFTWARE

In der modernen Logik — eine Art ‚Theorie des Folgerns‘ — nennt man die ‚Anwendung einer Veränderungsregel auf eine gegebene Situation‘ auch ‚folgern‘ oder ’schließen‘ und nennt den gesamten Anwendungsbegriff auch ‚Folgerungsbegriff‘. Dieser Folgerungsbegriff wird gerne mit dem Zeichen ‚⊢‘ abgekürzt.

Hat man — wie im Beispiel oben — eine Menge von Ausdrücken S als aktuelle Anwendungssituation („Die Ampel ist rot“, „Die Ampel ist grün“) und eine Menge von Veränderungsregeln V, dann könnte man mit der neuen Abkürzung auch schreiben:

S ⊢V S‘

was besagen würde: wenn ich eine endliche Menge von Ausdrücken S habe, dazu eine nicht leere Menge von Veränderungsregeln V, dann beschreibt der Folgerungsbegriff ‚⊢‘, wie man die Veränderungsregeln V so auf die Menge der Ausdrücke S anwendet, dass daraus eine neue Menge S‘ von Ausdrücken hervorgeht.

Im Normalfall wären es die Anwender selbst — also Menschen, Bürger, … –, die ‚verstehen‘, wie sie im Sinne einer Folgerung Veränderungsregeln V auf eine gegebene Menge von Ausdrücken S anwenden würden, um eine neue Menge von Ausdrücken S‘ zu bekommen. Diese letztlich manuelle Tätigkeit kann recht schnell so umfangreich werden, dass eine solche manuelle Vorgehensweise an ihre Grenzen kommt. Für diesen Fall wurde vom oksimo Team eine Software mit Namen ‚oksimo Software‘ entwickelt, die man als Editor & Simulator für empirische Theorien verstehen kann (sogar auch für nachhaltige empirische Theorien, falls man noch Ziele einbeziehen will).

Mit Hilfe der oksimo Software können die Anwender ihre Beschreibungen von aktuellen Situationen S und möglichen Veränderungen V aber als Texte der oksimo Software übergeben, und diese würde dann für die Anwender den oben beschriebenen Folgerungsbegriff ‚⊢‘ für die Anwender ‚automatisch‘ anwenden, so dass die Anwender nur noch zuschauen müssen, welche Folgesituationen S‘, S“, S“‘ usw. von der oksimo Software generiert werden. Es kann also eine ganze ‚Folge von Schlussfolgerungen‘ entstehen. Üblicherweise nennt man eine ‚Folge von Schlussfolgerungen‘ auch eine ‚Simulation‘.

S ⊢V S‘, S‘ ⊢V S“, S“ ⊢V S“‘, …

TRANSPARENTE UNTERSTÜTZUNG

Diese Erklärungen machen deutlich, dass die oksimo Software nichts tut, was nicht auch die menschlichen Anwender tun würden. Dadurch, dass alle Ausdrücke in den benutzten Texten Ausdrücke einer gemeinsamen Alltagssprache sind, kann auch jeder direkt alles verstehen, was innerhalb einer Simulation passiert. Die Anwendung der oksimo Software geschieht also in ‚vollständiger Transparenz‘. Damit kann jeder Beteiligte auch jederzeit selbst die Software ändern: spezielle Programmierkenntnisse sind nicht notwendig. Was man allerdings wissen und verstehen muss, das ist der reale Prozess selbst, z.B. dass Ampeln von rot auf grün wechseln können und wieder zurück.

Zugang zur oksimo Software

Den Zugang zur oksimo Software findet man mittels eines Web-Browsers, in dem man die Adresse https://oksimo.com/ eingibt. Dort kann man sich dann über das ‚login‘ als normaler Benutzer anmelden oder man geht auf die Seite mit öffentlich zugänglichen Theorien https://oksimo.com/public_theories. Dort kann man schon vorhandene Theorien, die irgendwelche Benutzer zur Verfügung gestellt haben, anschauen und simulieren.